Ghana Oktober 2016
Liebe Freunde,
soeben bin ich von meinem sechsten Aufenthalt im Cosmos-Centre in Dormaa Ahenkrom (Ghana) zurück und möchte Euch gerne ein wenig berichten.
Als ich vor einem Jahr das Centre verließ, hatte ich schon etwas Herzklopfen ob der Entscheidungen, die wir damals getroffen hatten: Die Kinder sollten (endlich!) Physiotherapie erhalten, was eine enorme monatliche Mehrbelastung bedeutet. Auch hatten wir zur Verstärkung von Nma, unserer Hausmutter und fabelhaften Köchin, eine zusätzliche Kraft eingestellt. Efua ist ein kleines Goldstück, sie arbeitet eher still und fein, aber unermüdlich im Hintergrund. Auch wollten wir mehr Kinder aufnehmen – dazu musste jedoch zunächst der begonnene Neubau fertig gestellt werden.
Die monatlichen Unterhaltskosten (Ernährung, Pampers, ein hoher Posten in Ghana, Seife, Medikamente, Licht, Wasser, Löhne) errechneten wir auf 500 € monatlich. (Heute betragen sie aufgrund der Preissteigerung und Lohnanpassung ca. 540 €).
Mir war vor einem Jahr klar, diese Entscheidungen bedeuten, dass wir es tatsächlich schaffen müssen, mehr als 6.000 € (12 mal 500 €) Spenden einzunehmen, um zunächst die Unterhaltskosten bezahlen zu können, und dann zu schauen, ob noch Geld da ist für den Bau. Ich versprach – wie gesagt, mit etwas Herzklopfen – mich darum in meinem Freundeskreis zu bemühen.
Nun ist es so, dass insgesamt im vergangenen Jahr 9.150 € Spenden von Freunden und Familie eingegangen sind! Ganz herzlichen Dank an alle, die uns unterstützt haben : über jede Summe haben wir uns gefreut!! Unsere Partner in Ghana, insbesondere Ayala, Hausvater und Lehrer, sowie Owuso, unser ”Manager”, haben mir ausdrücklich aufgetragen, allen Spendern zu danken und von Herzen zu grüßen. Das war ihnen sehr wichtig.
Einige Spenden sind Linnéa Gonschorek zu verdanken, die im vergangenen Frühjahr eine Auszeit von 7 Wochen genommen hat (sie ist Kinderkrankenschwester) und diese Zeit in unserem Centre verbracht hat. In der Presse sowie im Lokalfernsehen hat sie von ihrer Arbeit berichtet und daraufhin sind einige Spenden geflossen. Vielen Dank, liebe Linnéa, nicht nur für die Spenden, sondern vor allem für die tolle Arbeit, die du gemacht hast!!
So hat Linnéa mir vor meiner Abreise auch viele nützliche Dinge mitgegeben, die allesamt von den Kindern freudig und dankbar aufgenommen wurden, Urinflaschen für die Nacht, Knieschoner für Bright und Sam – sie können nun selbstständig vom Haus zum neu errichteten Platz unter dem großen Baum vor dem Centre krabbeln, Schnabeltassen für Kobi und Kwadwo, unser neues Kind.
Mit im Gepäck hatte ich diesmal auch einige Tisch-Webrahmen, die mir von Eltern und von Kollegen gespendet (bzw. extra angefertigt) worden sind. Dazu jede Menge Wolle, Filzreste usw. von der ”Filzblüte”. Danke Euch allen!
Ich habe nicht damit gerechnet, mit welcher Hingabe, Freude und Ausdauer das Weben von unseren drei großen Jungs aufgenommen worden ist: Bright mit Schiffchen und feiner Wolle an seinem Schulwebrahmen, Isaac mit einer Hand am Stäbchenwebrahmen und Sam an einem stabilen Fingerwebrahmen. Ihre Freude über ihre ersten kleinen Werkstücke lässt sich schwer beschreiben.
Erste Erfolge der Physiotherapie sind auch sichtbar: Salafina, unser bisher einziges Mädchen, kann nun alleine sitzen; sie genießt diesen Zu-Stand sehr und lächelt dabei wie eine heimliche Prinzessin. Kwadwo, 5 Jahre alt und unser Jüngster, ist ein kleiner Sonnenschein; er macht mittlerweile erste Krabbelversuche – bis vor einem Jahr hat er nur gelegen.
Kwadwo ist vor 11 Monaten zu uns gekommen, kurz nachdem ich das Centre verlassen hatte und Godfred, nachdem er ein paar Wochen bei uns war, doch wieder zurück zu seiner Mutter ist, nach der er sich so gesehnt hat.
Es gibt noch viele Kinder in Dormaa mit Handicap, die gerne zu uns kämen. In den nächsten Wochen werden unsere Mitarbeiter ein bis zwei neue Kinder aufnehmen.
Kurz vor meiner Abreise haben wir gemeinsam nächste Schritte geplant:
- Ein von Cosmos initierter und finanzierter Brunnenbau, der uns mit frischem Grundwasser versorgen soll und unabhängig machen wird von der öffentlichen und unzuverlässigen Wasserversorgung, muss noch mit Pumpe, Wassertank und Anschlüssen vervollständigt werden. Geschätzte Kosten: 1.000 €
- Wir werden es vermutlich im kommenden Jahr nicht schaffen, den begonnenen 2. Bau (nur die Grundmauern stehen) fertig zu stellen. Er sollte aber zum Schutz ein stabiles Dach erhalten . Geschätzte Kosten: 2.000 €
- Wenn wir zwei Kinder mehr aufnehmen, werden die monatlichen Kosten bei 600 € liegen.
Liebe Freunde, ich hoffe, es ist mir ein wenig gelungen, Euch einen kleinen Einblick zu geben von unserer Arbeit im Cosmos-Centre. Und wenn Ihr Freude und Lust habt, uns zu helfen – wir würden uns alle sehr freuen!
Herzlichen Dank auch allen Freunden, die das Center regelmäßig unterstützen und natürlich meiner tollen Familie!
Patrice Reinhardt
Bericht von Linnéa Gonschorek, Kinderkrankenschwester am Krankenhaus Stolberg über ihre Zeit im Cosmos-Center:
5. April 2016
Vom ersten Augenblick an, als ich den Hof des Cosmos-Centre betrat und mich sechs Augenpaare anlachten, fühlte ich mich willkommen. Ich konnte zwei aufregende, schöne und ereignisreiche Monate dort erleben.
Durch meine bisherigen Aufenthalte im Norden Ghanas, wo ich ebenfalls als Kinderkrankenschwester in einem Hospital tätig war, konnte ich schnell in den Alltag der Kinder einsteigen und bei der Versorgung und Pflege helfen.
Auch den täglichen Unterricht, den die Kinder durch Ayala erhalten, habe ich begleitet und unterstützt. Ich habe teilweise den Rechenunterricht übernommen: dies hat mir viel Spaß gemacht. Es war toll zu sehen, welche Freude die Kinder beim Lernen haben! Sam konnte ich die 2er Reihe beibringen.
Die Kinder lieben es, jeden Tag morgens in die „Schule“ gehen zu können und sind stets auf´s Neue mit Eifer dabei.
Durch Spenden von Freunden und meiner Familie konnte für das Centre ein großer Küchenschrank angefertigt werden, der dringend benötigt wurde. So mussten Speisen und Küchenutensilien nicht mehr wie bisher auf dem Boden aufbewahrt werden.
Da einige der Kinder selbstständig ihre Körperpflege übernehmen, aber nicht alleine ihre Pflegeutensilien bereit legen können, haben wir uns entschieden, ein Regal für das Badezimmer anfertigen zu lassen.
Die Kinder sind stolz, alleine ihre Zähne putzen zu können und nun ohne Hilfe an das Handtuch und den Schwamm zu kommen.
Vormittags habe ich oft mit Ayala Materialien für den Hausbau besorgt (das zweite Gebäude befindet sich in der Fertigstellung) oder in Auftrag gegeben. Die größte Schwierigkeit bestand oft darin, die Materialien ins Centre zu befördern.
Nachmittags habe ich viel Zeit mit den Kindern verbracht.Wir haben uns Spiele ausgedacht, entweder mit dem Ball oder der Murmelbahn oder den Holzklötzen.
Viel Freude hatten die Kinder, wenn sie auf einer Bank, die unter einem Baum an der Straße steht, sitzen konnten und einfach das Leben auf der Straße beobachten konnten.
Für die Kinder war es auch sehr spannend, den Bauarbeitern bei ihren verschiedenen Tätigkeiten zu zuschauen.
Um die Feinmotorik der Kinder zu schulen und sie langsam an eine handwerkliche Tätigkeit heran zu führen, hatte ich kleine Webrahmen mitgebracht. Die Kinder waren sehr motiviert das Weben zu erlernen. Schnell haben sie das Prinzip verstanden und mit Stolz den ersten kleinen Teppich angefertigt. Schnell entwickelte sich das Weben zur Nachmittagsbeschäftigung. Leider war die Wolle bald verbraucht… Sicher wird Patrice Reinhardt im Herbst neue Wolle mitbringen.
Durch meine pflegerischen Fachkenntnisse konnte ich bald bei jedem Kind individuell sehen, was noch an Hilfsmaterial benötigt wird, wie z.B. verschiedene Knieschienen und Bandagen, Urinflaschen für die Nacht und Schnabeltassen zum einfacheren Trinken.
Patrice hatte mich gut auf meine Zeit im Centre vorbereitet und gesagt, worauf ich achten solle. So habe ich das morgendliche Lauf- und Mobilitätstraining weiter geführt und begleitet. Selbst der Kleinste, Kwadwo, läuft mit angepassten Schienen stolz mit.
Schwierig habe ich den Kontakt zu den Eltern der Kinder empfunden. Sie kommen oft nur auf Nachfrage oder auch gar nicht und beteiligen sich auch zu wenig an der Versorgung ihrer Kinder (Pampers, Kleidung, Nahrung…).
Durch die gute Versorgung der Kinder durch Ayala und den beiden Ma`s konnte ich zwar traurig aber mit einem gutem Gewissen wieder nach Deutschland reisen. Dies war nicht mein letzter Besuch, ich habe die Kinder und das gesamte Centre mit seiner warmen freundlichen Atmosphäre sehr in mein Herz geschlossen.
Ayala hat fleißig den Garten bearbeitet und bepflanzt, leider ist der Zaun so hinfällig, dass sich immer wieder Ziegen freien Zutritt verschaffen. Hoffentlich wird es trotzdem eine reiche Ernte!
Bei den „Freunden der Erziehungskunst“ haben wir ein eigenes Konto, sie stellen auch eine Spendenquittung aus.
Freunde der Erziehungskunst
IBAN: DE 47 4306 0967 0013 0420 10
Betreff: Projekt Nr. 6092 (Cosmos-Center)
(Adresse wegen Spendenquittung nicht vergessen)